Europawahl 2024: Wie stehen die Parteien zu Wasserstoff?

Der Energieträger Wasserstoff spielt auch im europäischen Klimaschutz eine wichtige Rolle. Doch wie stehen die Parteien zu der Alternative von Erdgas, Öl und Kohle? Vor allem bei der Frage der Anwendung von Wasserstoff gehen die Meinungen auseinander.

Bündnis 90 / Die Grünen

Die Grünen widmen dem Energieträger Wasserstoff ein eigenes Kapitel in ihrem Wahlprogramm. Darüber hinaus wird das Thema Wasserstoff an verschiedenen anderen Stellen angesprochen.

Nur grüner Wasserstoff ist die Lösung

Wasserstoff, das heißt bei den Grünen aber auch nur „grüner Wasserstoff“. Die aktive Förderung von CCS für die Herstellung von blauem Wasserstoff in Deutschland lehnen die Grünen genauso ab wie den Import von Wasserstoff, der nicht aus erneuerbaren Energien hergestellt wurde.

Eingesetzt werden soll der grüne Wasserstoff überall dort, wo keine Elektrifizierung möglich ist. Dazu zählen Produktionsprozesse, z. B. in der Stahl-, Glas-, Papier- oder Chemieindustrie. Auch der Schwerlastverkehr und der interkontinentale See- und Luftverkehr sind für die Grünen sinnvolle Anwendungsbereiche von Wasserstoff.

Grüner Wasserstoff soll außerdem als Netzstabilisator dienen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wenn die erneuerbaren Energien nicht genug Energie liefern können.

Der Wärmemarkt hingegen soll prioritär elektrifiziert werden. Die Grünen begründen das mit den noch nicht ausreichenden Produktionskapazitäten von grünem Wasserstoff.

Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur

Europa soll Vorreiter einer Wasserstoffwirtschaft werden. Dafür soll in ein neues trans-europäisches Wasserstoffkernnetz investiert werden, um „grünen Wasserstoff aus den sonnen- und windreichen Regionen Europas in die europäischen Industriezentren zu transportieren“.

Auch das dezentrale Wasserstoffnetz soll ausgebaut werden. Dieses soll mit dem Ausbau der Stromnetze und einer sektorübergreifenden europäischen Speicherstrategie verzahnt werden.

Markthochlauf einer Wasserstoffwirtschaft

Die Grünen wollen sich für den Aufbau eines globalen Marktes für grünen Wasserstoff, strategische Partnerschaften und den weltweiten Handel mit grünem Wasserstoff einsetzen. Einseitige Abhängigkeiten sollen vermieden und eine diversifizierte Energieversorgung gesichert werden.

Mit Klimaschutzverträgen und einem Investitionsprogramm soll der schnelle Markthochlauf der Wasserstoffproduktion angekurbelt werden. Forschung und Entwicklung sollen unterstützt werden, um Kosten und Effizienzverluste bei der Wasserstoffproduktion und dem Transport zu senken.

Auf europäischer Ebene wollen sich die Grünen für hohe Standards für die Zertifizierung von grünem Wasserstoff einsetzen.

CDU / CSU

Das Thema Wasserstoff nimmt im Wahlprogramm der CDU / CSU deutlich weniger Raum ein.

Die Schwesterparteien bekennen sich zu einem zügigen Hochlauf der europäischen und internationalen Wasserstoffproduktion, einer Transportinfrastruktur und einem grenzüberschreitenden Pipelinenetz.

Eine EU-Wasserstoffstrategie soll „ambitioniert“ und zügig umgesetzt werden.

Um den zukünftigen Wasserstoffbedarf decken zu können, sollen mit verlässlichen Partnern Energiepartnerschaften aufgebaut werden.

SPD

Auch die SPD will die Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff in der Industrie ausbauen.

Aus nationalen Energienetzen soll ein europäisches Netz werden. Dafür sollen auch grenzüberschreitende Wasserstoffpipelines und Stromleitungen gebaut und in Elektrolyseure investiert werden.

Ein europäischer Markt für grünen Wasserstoff soll vorangetrieben werden. Die Planung und Genehmigung von Anlagen und Infrastrukturen soll unbürokratischer werden.

Den Energiebezug möchte die SPD diversifizieren und dafür auch den Ausbau der erneuerbaren Energien in Partnerländern unterstützen und einen weltweiten Handel mit Wasserstoff etablieren.

Konkret wird die SPD beim Thema Mobilität: Die elektro- und wasserstoffbetriebene Mobilität soll unterstützt werden. Dafür sollen mindestens alle 60 Kilometer E-Tankstellen und alle 200 Kilometer Wasserstoff-Tankstellen aufgebaut werden.

Die LINKE

Auch die Linkspartei setzt auf grünen Wasserstoff, zumindest dort, wo der „direkte Einsatz von Ökostrom nicht möglich ist“. Der Wärmemarkt und der Individualverkehr gehören für die LINKE nicht dazu. Als Heizenergie sei Wasserstoff zu ineffizient und zu teuer. Als Alternative für die Mobilität setzt die Linkspartei auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Den Import und die Förderung von Wasserstoff aus Atomkraft oder fossilen Quellen lehnen die Linken ab. Der Import von grünem Wasserstoff soll auf das notwendige Minimum begrenzt werden.

Erdgasbestandsnetze sollen umgerüstet und neue Wasserstoffnetze in öffentlicher Hand ausgebaut und betrieben werden.

Außerdem wollen die Linken soziale und ökologische Standards entlang der Lieferketten für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff.

FDP

Die FDP setzt voll auf Technologieoffenheit. In dem Zusammenhang will die FDP auch nicht die Nutzung von Wasserstoff im Gebäudeenergiebereich verbieten.

In Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen sieht die FDP große Chancen als Energiespeicher. Regulatorische und bürokratische Hürden, die den schnellen Wasserstoffhochlauf verhindern, sollen abgebaut werden.

Die Zwangsentflechtung von Gas- und Wasserstoffnetzbetrieb soll verhindert werden, um den Infrastrukturausbau nicht zu behindern.

Auf europäischer Ebene unterstützt die FDP außerdem eine gemeinsame Energieaußenpolitik, die Energiepartnerschaften mit zuverlässigen Ländern herstellt. Mit Israel soll eine Wasserstoffpartnerschaft vereinbart werden.

AFD

Die AFD hat zu dem Thema nichts zu sagen.

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