Studie Trinkwasserversorgung in Deutschland

Juli 2023

Aktuelle Ökobilanz-Studie belegt: Trinkwasserkonsum umweltschonender als Mineralwasserkonsum

Trinken ist ein Grundbedürfnis. Täglich sollten wir mindestens zwei Liter Wasser zu uns nehmen. Doch wie kann dieses Bedürfnis auf möglichst umweltfreundliche Art und Weise gestillt werden? Eine Studie der Schweizer ESU-services GmbH im Auftrag der wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH zur Ökobilanz des Konsums von Trink- und Mineralwasser kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Wer seinen Durst mit Trinkwasser direkt aus der Leitung stillt, verursacht die geringsten Umweltbelastungen.

Die von der Schweizer ESU-services GmbH durchgeführte Studie untersucht den gesamten Lebenszyklus der Trink- und Mineralwasserbereitstellung von der Wassergewinnung bis zur Einfüllung in das Trinkgefäß. Verglichen werden die potenziellen Umweltbelastungen des Konsums von Trink- und Mineralwasser in unterschiedlichen Varianten, z. B. gekühlt und ungekühlt oder aber still und mit Kohlensäure. Dabei liegt der Fokus des Vergleichs auf der Funktion des Wassers als Durstlöscher, wie es beim Konsumierenden zum Trinken bereitsteht. In allen betrachteten Szenarien für konsumbereites Wasser (ungekühlt oder gekühlt, mit oder ohne Kohlensäure) kann der Durst mit Trinkwasser umweltfreundlicher als mit Mineralwasser gestillt werden. Der Unterschied wird umso größer, je weiter das Mineralwasser transportiert wird, bis es zum Kunden gelangt. Diese Aussagen gelten für alle untersuchten Wirkungskategorien und alle untersuchten Verpackungsvarianten von Mineralwasser.

Den Studienergebnissen zugrunde liegen zum einen Aufwände für Wassergewinnung, Aufbereitung, Abfüllung und Infrastruktur, die vom Wasserversorger verursacht werden. Beim Mineralwasser werden zum anderen Aufwände für die Produktion und Entsorgung der Verpackung, den Transport und die Distribution bis zum Supermarkt genauer betrachtet. Die Stufe Konsum beinhaltet beim Trinkwasser die Hausinstallation und die Kühlung sowie die Nutzung von Trinkwassersprudlern im Haushalt. Beim Mineralwasser wurde zudem der Heimtransport aus dem Supermarkt und die ggfs. anfallende zusätzliche Kühlung betrachtet.

Neben dem Vergleich einzelner Umweltindikatoren widmet sich die Studie dem in der öffentlichen Diskussion zentralen Aspekt der Treibhausgasemissionen bzw. dem CO2-Fußabdruck von Trinkwasser und Mineralwasser. Demnach verursacht Trinkwasser im Durchschnitt, je nach Variante zwischen 1 (ungekühlt, still) bis 72 (gekühlt, mit Kohlensäure) Gramm CO2-Äquivalente pro Liter. Die statistisch häufig genutzten Varianten für den Mineralwasserkonsum verursachen zwischen 367 und 596 Gramm CO2-Äquivalente pro Liter. In einem Best-Case Szenario für lokal und optimal verpacktes und zu Fuß nach Hause transportiertes, stilles, ungekühltes Mineralwasser werden 102 Gramm CO2-Äquivalente pro Liter verursacht. Auch im Best-Case verursacht Mineralwasser damit hundertmal mehr Treibhausgasemissionen als der Durchschnittswert für stilles, ungekühltes Trinkwasser (1 Gramm CO2-Äquivalente pro Liter). Eine eindeutige Empfehlung hinsichtlich der besten Verpackungsart für Mineralwasser war nicht Ziel der Studie und kann deshalb nicht direkt aus den hier angegebenen Szenarien abgeleitet werden.

Fazit: Wem also bei der Flüssigkeitszufuhr die Umweltauswirkungen wichtig sind, greife am besten zum Glas und fülle es sich mit Trinkwasser aus der Leitung. Prost!

Hintergrund
Mit der Methode der Ökobilanz werden mit einem Produkt verbundene Umweltauswirkungen beurteilt. Diese werden für den gesamten Lebenswegs von der Wiege bis zur Bahre („cradle to grave“) erfasst und bewertet, also von der Rohstoffentnahme, über Fertigung und Nutzung, bis hin zur Entsorgung des Produktes und der Produktionsabfälle. Die ESU-services GmbH erstellte im Jahr 2023 eine vergleichende Ökobilanzstudie gemäß der ISO-Normen 14040/44 zu den Umweltbelastungen durch Herstellung, Verpackung und Transport von Leitungswasser und abgepacktem Mineralwasser für deutsche Verhältnisse im Auftrag der wvgw. Die Studie wurde durch das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg einer kritischen Prüfung unterzogen.

Ökoprofil
BDEW-Mitgliedsunternehmen haben die Möglichkeit, mit Hilfe eines von ESU-services entwickelten Kennwertmodells (KWM) potenzielle Umweltbelastungen der eigenen Trinkwasserbereitstellung von der Wasserfassung bis zum Hausanschluss (Übergabe an Kunden) zu bilanzieren und abzuschätzen. So können Optimierungspotenziale ermittelt, Reduktionsstrategien entwickelt und Interessierte über potenzielle Umweltbelastungen im Zusammenhang mit der Trinkwasserversorgung informiert werden.

Die Auswahl der Eingabegrößen erfolgte dabei basierend auf Angaben von ausgewählten Wasserversorgern. Bei der Untersuchung von Wasserversorgern mit speziellen geografischen und/oder technischen Gegebenheiten ist daher zu prüfen, ob die gewählten Eingabegrößen zu Erfüllung von Ziel und Zweck der Analyse genügen. Das mit diesem KWM erstellte, vereinfachte Ökoprofil kann für eine Selbst-Deklaration gemäß ISO 14025 genutzt werden. Für eine vollständige, verifizierte Umweltdeklaration (EPD nach EN 15804) sind weitere Schritte notwendig.

Interessierte Unternehmen wenden sich bitte an:
Dr. Stefan Koch
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
koch@wvgw.de

Die vollständige Studie erhalten Sie hier.